miércoles, 5 de octubre de 2011

I can go the distance, wegen der Kindheit...

So viel fängt schon mit der Kindheit an. Mit 10 habe ich den Disney Film Hercules zum ersten Mal gesehen. Im Film gibt es ein Lied („I can go the distance“), das mit dem Horn anfängt. Es geht hier natürlich um Hoffnung, Selbstvertrauen und Ausdauer. Seitdem ich das Lied gehört habe, verbinde ich das Horn mit dem Fern, mit einer warmen Melodie, mit der Zukunft, mit der Hoffnung, usw. Vielleicht wusste ich das damals nicht, aber unterbewusst habe ich doch diese Verbindung imKopf gebaut. Beim Anschauen von Fidelio habe ich dann diese Kodierung wieder verwendet, um den Symbolismus einer Arie zu verstehen. Ich finde es nur lustig, wie man davon abhängt.

Noch lustiger ist es, wie Künstler diese Tendenz in Schwung bringen. Mit den Namen „Papageno“ und „Papagena“ deutet Autor der Zauberflöte auf das kindische Element hin. „Pa“ ist vielleicht die zum Ausdrücken leichteste Silbe, die es überhaupt gibt. Es ist natürlich auch fonetisch ganz gut für die Verständlichkeit des Singens, aber die Wiederholung der Silbe erinnert an die Kindheit. Die Charaktere von Papageno und Papagena werden also durch diese vom Publikum unbewusste Kodierung gekennzeichnet.

Das ist ein ganz tiefes Medium, wodurch die Geschichte das Publikum erreichen kann. Die Zielgruppe dieser Taktik wird gar nicht beschränkt, da jeder Zuschauer schon Mal ein Kind war. Welche sonstigen alten Kodierungen tauchen in der Kunst und im Marketing auf?

Video auch unter http://www.youtube.com/watch?v=6Nt3GD301BQ erhältlich.

miércoles, 28 de septiembre de 2011

Ride the wave


Heute habe ich mich mit einem Kollegen getroffen, um die Entwicklung meiner Karriere zu besprechen. Irgendwie hat er während des ganzen mitgekriegt, dass ich darüber extrem nervös und gestresst bin! (Stell dir vor... Keine Ahnung wo er das her hat.)

Nachdem er viele konkrete Vorschläge zu meinem Aufstieg anbot, gab er mir vielleicht den hilfreichsten Rat: „Ride the wave.“ Mit dieser Idealogie des Surfens wollte er sagen, dass ich mich ein bisschen enstpannen sollte. Die Metapher geht so: Man muss natürlich viel trainieren, um gut surfen zu können. Erst mit viel Übung kann mit richtig auf dem Brett aufstehen. Der nächste Schritt ist darauf zu achten, wann der richtige Zeitpunkt kommt, um aufzustehen. Es geht um die Stärke und Geschwindigkeit der Welle und wie der Wind darauf einwirkt. Dieser Schritt ist natürlich entscheidend, und leider kann man weder die Welle temporal steuern, noch wissen, wann sie überhaupt kommen wird. Nachdem man aber erfolgreich aufgestanden hat, fängt er einfach an mitzufahren. Ja. Sich einfach vertrauen, langsam einatmen und die Welle... “reiten.”

Es sei denn, ich habe durch das Studium gut trainiert und bin richtig vorbereitet. Jetzt ist meine Welle da, und wenn ich noch nicht weiss, wie man aufsteht, habe ich dann sonstige Probleme. Aber da ich doch aufgestanden habe, soll ich das jetz einfach geniessen, denn das letzte Jahr (und vor allem das fünfte Jahr) an der Universität IST eine Zeit zu geniessen! Ich muss mich vertrauen und ein bisschen lockerer werden. Ich muss das Handbuch nicht mehr so genau folgen, sondern ich soll etwas lebendiger improvisieren. Diese Metapher trifft in mehreren Kontexten zu...
Man klettert, um schließlich auf dem Berg zu stehen und den herrlichen Ausblick zu geniessen. Man arbeitet das ganze Leben lang, um den Rühestand richtig verbringen zu können. Work hard, and then play hard. Hard work pays off. Reap what you sow. Es ist keine neue Idee, aber sie zu begreifen hilft mir, einige scheinbaren Diskrepanzen zu erklären.

Warum habe ich jahrelang die erste Position im Ballett gelernt, um diese Technik später zu vermeiden? Warum hat meine Tanzlehrerin immer gesagt, dass ich die Rumpfmuskulatur anspannen sollte, wenn ich heute meine Muskeln einfach entspannen soll? Ride the wave.

Wieso haben ich jahrelang deutsche Vokabeln gelernt, um die auf Englisch genannten „Reading Assignments“ von einem österreichischen Professor zu bekommen? Warum habe ich einen Wirtschaftsdeutschkurs genommen, um Wörter wie „das Marketing“ und „das Consulting“ zu lernen?
Ride the wave.

Wir studieren die Technik und die Grammatik, nur um sie dann später ausfallen zu lassen. Eine stilistische Umstellung begründet die absichtliche Abweichung von dem traditionellen Lernstoff. Natürlich müssen wir einige Strukturen, wie den Balanz beim Surfen, noch behalten, aber sonst lässt man einfach los.

Ich habe kürzlich mein Journal gelesen, das ich für den Deutsch 201 Kurs geschrieben habe. Beim Lesen habe ich fast angefangen zu weinen, weil ich daran dachte, wie sehr mein Leben sich seitdem geändert hat. Das was ich von meinen Kollegen, nämlich Caroline, David und Sarah, gehalten haben; das was ich vom Professor Hoeyng erzählt habe; das was ich von einem Kurs herauskriegen wollte; es hat sich alles geändert. Der Unterschied zwischen diesem älteren Journal und dem jetztigen verkörpert meine College-Entwicklung. Damals (vor dreiundhalb Jahren) hatte ich Angst, das Journal auf Deutsch zu führen, weil ich schon genau wusste, das ich total beschränkt gewesen wäre und überhaupt nichts ausdrücken können hätte. Und schau was jetzt der Fall ist: „I‘m riding the wave,“ und das sogar auf Englisch, weil ich mich jetzt (sprachlich und auch sonst) vertraue. Ja. Mich einfach vertrauen, langsam einatmen und die Welle... “reiten.”

lunes, 26 de septiembre de 2011

Die Zeit der Musik

Ich war im Sommer in Wien, als Otto von Habsburg gestorben ist und ich habe seinen Trauerzug beobachtet. Ich habe damals bemerkt, wie alle Personen im Zug den Rhythmus des Schlagzeugs gefolgt haben. Am besten waren sie nah zu einem Schlagzeug, damit sie gut hören konnten, wann er geschlagt wurde. Da der Trauerzug aber so lang war, gab es manche Gebiete, wo die Leute ganz in der Mitte zwischen zwei Schlagzeugen gegangen sind. Das heißt, sie haben beide hören können, und entweder wegen der Zeitverzögung oder der Unstimmigkeit der Spieler hat man jedes Mal zwei Schläge gehört. Haben einer einfach nicht gestimmt? Oder ist die Schallgeschwindigkeit wirklich so langsam? Es war wie eine Zeitumstellung zwischen zwei Ländern, aber im Nahbereich. Auf jeden Fall ist es schwierig, die Zeit für allen gleich zu bestimmen.

Auch sogar mit vieler Planung kann man sich nicht immer einigen. Obwohl wir zum Beispiel geplant haben, uns in der Atlanta Symphony Orchestra Halle um 13:45 zu treffen, ist kaum jemand pünktlich da gewesen. Wir sollten also zumindest schon um 14:00 da sein, wann die Symphonie beginnen sollte, aber sogar das haben wir nicht alle geschafft. Mittlerweile können die Spieler in der Symphonie sich ganz genau zeitlich koordinieren...

Man hört die Einigkeit nicht nur, sondern man sieht es auch. Die Bogen der Streichinstrumente gehen zusammen nach oben und dann genau so nach unten. Es ist eine visuelle Musik, wenn ich wieder darauf hinweisen darf. Man sieht auch die Töne der Instrumente; die grösseren haben einen tieferen, dunkleren Ton, während die kleineren keinen inneren Raum zu füllen haben, und deshalb viel leichter klingen. Aber zurück zur Zeiteinigung: die Spieler in der Symphonie gestern haben Zeit als Spielraum verwendet. Um eine Note länger zu spielen, haben sie weiter nach oben (bzw. nach unten) gezogen. Das hat man sich perfekt merken können. Die Präzision der Musiker war aber unglaublich. Es war tatsächlich eine Choreographie der Instrumente. Jetzt verstehe ich, genau wie Kate Jablonski inspiriert wurde, ihren geniale Tanzstück der „Dirty Orchestra“ zu choreographieren. (Ich verspreche: es lohnt sich, diesen Stück anzuschauen.)

Wenn man die Ansicht eines Fotos am Computer vergrößert, ist das Foto nicht mehr so schön. Alle Fotos sind (bis zu einem gewissen Grad) „Monets.“ Wenn man zu nah zuschaut, sieht er die Ungenauigkeiten. Ich glaube, es ist bei der Musik auch so. Mit einem Musikeditierung Software kann man die Ansicht der visuellen Repräsentation der Musik auch vergrößern, und dann sieht man, wenn etwas nicht stimmt. Das würde man beim Hören des ganzen Lieds nicht anerkennen können. Es kann also sein, dass auch eine Aufnhame der scheinbar perfekt feinmechanischen Symphonie mit diesem Software Unklarheiten zeigen würde, aber so man die jetzt hört, bildet die Symphonie das schärfste überhaupt von Photoshop gesehene Foto.

Während ich die Aufführung von Beethovens „An die Freude“ zugehört habe, dachte ich an die Verwendung dieses Stücks im Film Clockwork Orange. Der Film heißt CLOCKWORK Orange! Auch wenn man keine Ahnung hat, worum es im Film geht, kann man den Titel nicht übersehen! Wie können sich so viele Gedanken in meinem Kopf zusammenbringen, während Personen das nicht schaffen...

Auf jeden Fall schaffen die Musiker eine viel bessere Zeitzustimmung als die Nicht-Musiker tun. Der Rhythmus der Schlagzeuge ist die Uhr für die Musiker. Das Notenblatt ist der Zeitplan. Sie haben genau das gleiche System wie wir, nur ohne unerwartete Hürden, wie Verkehr und Wetter. Aber was ist unser Schlagzeug? Wer bestimmt unseren Tempo? Jeder hat eine andere Uhr, und keine davon ist genau gleich wie die Andere. Jeder versucht, „to march to the beat of his own drum.“ Weiterhin wissen wir selber nicht, wie schnell die Zeit läuft. Manchmal scheint es schneller und manchmal langsamer. Wir haben einfach kein Gefühl dafür.

Der Effekt des Zögerns ist auch in den zwei Welten unterschiedlich. Im Leben laufen wir und beeilen wir uns, um immer mehr in einem Tag schaffen zu können. Wir vermeiden Stille, weil sie manchmal peinlich und konfrontativ ist. Die Musik schätzt die Macht und Qualität der Stille, und versucht nicht immer so viele Noten wie möglich in einen Zeitmaß einzugeben. Andererseits füllt die Musik die Zeit viel besser als wir das tun. Sie verschwindet keine Zeit, sondern sie füllt jede Sekunde mit einem Anlaß.

Zum Schluß möchte ich nur sagen,dass wir in diesem Sinne von der Musik lernen können. Ich meine nicht, dass es eine perfekte Lösung zu diesem Rätsel gibt, aber wir können die Zeit doch besser, genauer und anerkennender füllen. Außerdem schadet es nie, ein bisschen mehr musikalische Begleitung im Leben zu haben.

Video auch unter http://www.youtube.com/watch?v=LocohsJRiRU erhältlich.

jueves, 15 de septiembre de 2011

Wer war zuerst: die Henne oder das Ei?


Man sagt immer, dass der Tanz irgendwie eine visuelle Musik ist. Der Körper ist das Instrument, mit dem man einen dynamischen Ton visuell ausdrücken kann. Das hieß also (und so wird es in der Welt des Tanzens erklärt), dass die Musik den Tanz bestimmt. Der Tanz soll eine visuelle Manifestation der Musik sein und wir TänzerInnen müssen also genau darauf achten, wann, was und vor allem wie die Musik sich ausdrückt. Obwohl ich hundertprozentig zustimme, denke ich auch (eben als Tänzerin), dass das System sich manchmal umkehrt: Die Musik ist eher eine akustische Version des Tanzes.

Ich bin zum ersten Mal zu dieser Behauptung gekommen, als ich ein Video von einem Dirigenten gesehen habe, dessen Schwester eine Tanzstudentin von mir ist. Ich habe ihren Körper und die Qualität ihrer Bewegung immer genau beobachtet, um ihre Technik und Stil verbessern zu können. Dann sah ich das Video von dem Bruder als Dirgent und unverzüglich fand ich die frappierende Ähnlichkeit seiner Bewegung mit der seiner Schwester. Ich habe ungerechterweise angenommen, dass er in dem Sinne von der Schwester beeinflußt wurde (wahrscheinlich aus selbstdienlicher Wahrnehmung, da sie meine Studentin ist) und ich dachte zum ersten Mal daran, wie der Tanz die Musik beeinflussen kann.

Als Beweis dafür möchte ich die musikalische Leitung von Leonard Bernstein hervorrufen. Im Kurs haben wir gestern eine Aufführung der Zauberflöte gesehen, wobei Bernstein das Orchester durch seinen „Tanz“ leitet. Er drückt nicht nur den Rhythmus und die Lautstärke, sondern auch die Dynamik und den Ton mit seinem Körper aus. Ist das nicht Tanzen? Mit dem Stab, der als eine sensiblere, schärfere und lesbarere Erweiterung seines Armes dient, zeigt er den Musikern, genau wie die Musik gespielt werden soll. Seine Bewegung (gerade wann, was und vor allem wie er körperlich kommuniziert) bestimmt die musikalische Darstellung.

domingo, 11 de septiembre de 2011

Die heutige Geschichte


Liebe Callie der Zukunft,

falls du das nicht bemerkt hast, ist heute das 10-jährige Jubiläum des 11. Septembers. Ich war natürlich ein Teenager für die Mehrheit der letzten 10 Jahren und meine Perspective des ganzen Angriff ist deswegen wahrscheinlich etwas verzerrt im Vergleich mit der von einem Amerikaner,der sein ganzes Leben lang gelebt hat, mit der Sicherheit, dass die Zwillingstürme stolz unser Land repräsentieren. Ich weiss nicht ob ich je dazu kommen werde, den Grad des World Trade Center Symbolismuses schätzen zu können, oder ob ich den Konflikt überhaupt verstehen werde. Ich habe aber doch einige Änderungen beobachtet in der letzten zehn Jahren.

Es ist wegen des 11. Septembers, dass die Sicherheit am Flughafen so vollständig ist. Es ist deswegen, dass meine Mutter umsomehr Angst hat, jedes Mal, dass ich wegfliege. Es ist vielleicht nur deswegen, dass unsere Nation einen aktuellen und erreichbaren Grund hat, den Patriotismus zu feiern. Es ist dieses Ereignis gewesen, das das Amerikanische Volk wieder zusammen gebracht hat. Nur deswegen bringen Araber mit Turbanen ungerechterweise eine unheimliche Stimmung mit in ein Zimmer. Schließlich ist es deswegen, dass viele Europeer mich glauben lassen, ich soll mich schämen.

Meine Kinder und Enkel werden über das Ereignis in einem Geschichtsbuch lesen und sie werden bis dann alle Nachfolgen schon kennen. Sie werden die internationale Beziehungen wahrscheinlich besser verstehen als ich das jetzt kann. Die oben genannten Effekte werden sie aber nie greifen. Die findet man im Buch nicht. Leider lernen wir Geschichte durch trockene, distanzierte und objektive Quellen.

Was hat dies mit dem Kurs zu tun? Der Schlüssel ist Musik als Lernmittel. Meiner Meinung nach überholen die Kunst die Fähigkeiten aller sonstigen Kommunikationsmitteln, weil sie auch solche Aspekten darstellen kann. Sie ermittelt die Kleinigkeiten, die manchmal durch Wörter unausdruckbar sind. Die Kunst, die in diesem Kontext auch darstellende und auch visuelle Künste einschließt, bietet irgendwie einen bunteren, tieferen, geschlosseneren Einblick einer Zeitperiode an. Im Kurs lernen wir durch Musik die 18. bis 20. Jahrhunderte kennen, und die Privilege sollen wir nicht übersehen. Ich hoffe nur, dass die heutige Kunst meiner Nachfahren die gleiche Möglichkeit anbietet.

miércoles, 7 de septiembre de 2011

Die visuelle Darstellung eines dramatischen Textes


Im Kurs analysieren wir 8 dramatische Texte und die muskalischen Interpretationen von jedem. Man kann aber die visuelle Darstellung nicht übersehen. Das Schauspielen ist zum Beispiel auch ein großer Teil einer Oper/Kantate. Ich habe gerade eine Aufführung der Kaffeekantate gesehen und es ist mir aufgefallen, wie stark das Mienenspiel war. Die Charaktere zeigen ihre Gefühle/Perspectiven mit solchen dynamischen Gesichtsausdrücke. Mir war es eigentlich zu viel, obwohl ich mir vorstelle, dass sie alles größer fürs große Theaterpublikum machen müssen. Leider (oder glücklicherweise?) sahen wir eine DVD davon, wobei alle Gesichter ganz scharf und klar zu sehen waren. Sollen diese übertreibenden Gesichtsausdrücke eigentlich so gezeigt werden, um die Satyre zu betonen oder sind die SängerInnen einfach wegen der Größe eines Theaters daran gewöhnt, so zu singen?

Ich denke auch, dass das Singen auf das Schauspielen störend einwirkt. Scheint alles etwas dramatischer mit einem offenen Mund? Brauchen die SängerInnen die Gesichtsmuskeln, um richtig zu atmen und um alle Silben richtig auszusprechen? Denken die Mitglieder der Industrie auch, dass das Singen die theatralische Darstellung verhindert, oder denke ich nur als Außenstehender?

Auf jeden Fall ist die theatralische Darstellung eine weitere Interpretation des Werks. Im Vergleich zu einem Theaterstück gibt es aber in der Kaffeekantate keine Bühnenanweisungen. War das Picander/Bach überhaupt nicht wichtig? Vertrauen sie einfach den Regisseuren damit? Mir scheint es ein bisschen schlampig, nicht daran zu denken und darauf hinzuweisen. Ich stelle also die Prioritätszuordnung in Frage.

Wie unterscheidet sich das Ziel eines (sogar musikalischen) Theaterstück von einer Kantate, sodass das eine Bühnenanweisungen verdient/braucht und das andere nicht?
Ich frage mich auch wie meine Interpretation der Kantate anders wäre, wenn ich eine andere Aufführung gesehen hätte. Und noch weiter: was wäre, wenn ich nur die Musik hören würde, ohne den visuellen Aspekt? Für mich ist das wie beim Filmanschauen eines Buches; ich lese lieber das Buch ohne die visuelle Schilderung eines Anderen, damit ich mit der Imagination mein eigenes Bild füllen kann. Jetzt werde ich immer an diesen Aufführung denken, auch wenn ich die Musik ohne Bild zuhöre. Leider ist es etwas schwierig, so einen Druckvermerk im Kopf sofort zu löschen. Kann man den Alzheimer eigentlich auf Wunsch bestellen? :)

martes, 30 de agosto de 2011

Das weltweite Coffeehaus


Dies ist der erste Eintrag in meinem diesjährigen deutschen Journal. Normalerweise führe ich wegen der Zeitbeschränkung kein Journal, obwohl das Schreiben mir eigentlich ein großer Genuss ist. Manchmal ist es schön, einen „Forderer“ wie dieser Kurs zu haben, wer „zwingt,“ dass man schreibt.

Wir haben letzte Woche den Kurs begonnen, in dem wir 8 dramatische Texte lesen werden, um sie und die entsprechenden musikalischen Darstellungen analysieren zu können. Wir fingen also mit der einzigen Nicht-Oper an: die Kaffeekantate von Johann Sebastian Bach. In der zweiten Sitzung zeigte uns Professor Hoeyng einen Ausschnitt eines Dokumentarfilms, der den englischen Einfluss des Kaffees beschrieb. Mir scheint es ganz merkwürdig, dass ein Schriftsteller des 18. Jahrhunderts (wie Picander zum Beispiel) die englische Übersetzung eines Konzepts in einem deutschen Text verwenden würde. Er wählt nämlich „Coffee“ als Ersatz für „Kaffee.“

Erstens war ich überrascht, dass der damalige internationale Einfluss schon so stark war. Mit dem Advent des Internets erwartet man doch schon sowas, aber zu der Zeit musste diese sprachliche Verbindung eine große Herausforderung gewesen sein. Das heisst also auch, dass der Gebrauch des Wortes „Coffee“ in der deutschscprachigen Welt auch extrem trendig und schick sein musste (und sogar mehr als er heute wäre), da der Herkunft noch fremder und exklusiver als heute war.

Zweitens hätte ich nie damit gerechnet, dass der internationale Kaffee betreffende Einfluss aus England kommen würde! Wieso England? Die Engländer trinken vor allem Tee, nicht wahr? Der Dokumentarfilm hat uns deutlich die Entwicklung des englischen Kaffeehauses gezeigt. Leider sieht man heute in England den sozialen Kontext des Kaffees nicht mehr so klar, weil Tee ein billigerer, demokratischerer, auf der Familie bezogenerer und zu kochen einfacherer Ersatz geworden ist. Im 17. Jahrhunderts war aber das englische Kaffeehaus ein sehr wichtiger sozialer Ort, der in dem Film als „penny university,“ „ferment of intellect“ und „living theater“ beschrieben wird.

Drittens habe ich an Wien gedacht, was ich wahrscheinlich mehrmals im Semester machen werde. Wien ist meine Verbindung sowohl zur deutschsprachigen Welt und zu Europa als auch zur Welt außerhalb Atlantas. Sonst kenne ich nirgendwo so gut. Vielleicht deshalb zolle ich Wien für zu viel Anerkennung, aber dieses Mal, glaube ich, ist die Anerkennung berechtigt. Warum hat Picander den englischen Einfluss des Kaffees verwendet anstatt des Wiener? Ich dachte immer, dass der Kaffee aus der Turkei oder aus Griechenland kömmt, und dass Wiens geografische Privilege als der Tor zwischen dem Osten und dem Westen deswegen ein Vorteil war. Wien ist heutzutage für seine Kaffeehäuser äußerst bekannt und beliebt, als ob sie da irgendwie besonders sind im Vergleich zum Rest der Welt. Picanders Wahl hatte wahrscheinlich mit der Geschichte zu tun: vielleicht ist Kaffee in Osteuropa erst später entwickelt worden. Es gibt aber troztdem eine Magie in dem Wiener Kaffeehaus. Warum ist es so eigenartig? Das Verhältnis zwischen der Literatur/Musik und dem Kaffeehaus interessiert mich auch. Sind die Wiener Kaffeehäuser wegen ihrer Stammgäste so zauberhaft? Oder sind die Künstler wegen der Atmosphere des Wiener Kaffeehauses erfolgreich gewesen?